Dieses Beispiel wird nachfolgend in aller Ausführlichkeit erläutert, weil die Möglichkeiten des um den "Patch" erweiterten Programms "Ebener biege- und dehnsteifer Rahmen" in der CAMMPUS-4.5-Dokumentation noch nicht beschrieben werden.
Für das zusammengesetzte System sind die Lagerreaktionen und die
Kräfte in den Stäben 1 und 2 zu berechnen.
Gegeben: q0, a.
Das System enthält zwei unterschiedliche Gelenktypen:
G2 und G3 sind "klassische Gelenke",
die zwei Träger miteinander verbinden, bei G1
und G4 wird ein Element (hier jeweils ein Stab) an
einen durchlaufenden Träger "angelenkt". Nachfolgend wird beschrieben,
wie diese beiden Gelenktypen mit dem CAMMPUS-Programm realisiert werden.
Im (erweiterten) Programm zur Berechnung ebener biege- und dehnsteifer
Rahmen ist die Möglichkeit vorgesehen, "Gleichheit einzelner
Verformungen" zu erzwingen. Diese Option kann auch genutzt werden, um
beliebige Gelenktypen zu realisieren.
Im CAMMPUS-Programm wird das nebenstehend zu sehende Modell erzeugt. Es
besteht aus 6 Elementen und 10 (!) Knoten. An den Punkten des Tragwerks,
an denen sich Gelenke befinden, sind 2 Knoten zu plazieren.
Die Knotennummern wurden besonders groß dargestellt, damit sie
trotz der Gelenksymbole zu sehen sind. Trotzdem überdeckt eine
Knotennummer an einem Gelenk immer die andere in der Darstellung,
von den beiden Knoten 2 und 3 für den Gelenkpunkt G1
ist z. B. nur die Nummer 3 zu sehen.
Für die nicht als Zahlenwerte gegebenen Größen dürfen
die Einheitswerte q0=1und a=1 eingegeben werden, ebenso für
die im Programm abgefragten Steifigkeiten: EI=1 und EA=1.
Die einzugebenden Koordinaten beziehen sich auf das (beliebig zu legende)
Koordinatensystem, wie es in dem abgebildeten Bildschirmausschnitt zu sehen
ist.
Zwei Knoten, die zu einem Gelenk gehören, erhalten die gleichen Koordinaten. Im nebenstehenden Bildschirm-Schnappschuß erkennt man, daß dies jeweils für die Knoten 2 und 3, 4 und 5, 6 und 7 , 8 und 9 gilt.
Die beiden Knoten an einem Gelenkpunkt werden so betrachtet,
als würden sie auf unterschiedlichen Seiten des Gelenks liegen.
Das bedeutet, daß für ein einfaches Gelenk wie G3
ein Element (hier: Element 2) an einem Knoten (hier: Knoten 4), das andere
Element (hier: Element 4) an dem anderen Knoten (hier: Knoten 5) angeschlossen
wird. Wenn ein Teil "angelenkt" ist, gilt das gleiche Prinzip: Am
Gelenk G1 wird Knoten 2 als "über dem Gelenk liegend"
angesehen, deshalb werden an ihn die Elemente 1 und 2 angeschlossen. An den
Knoten 3, der "unter dem Gelenk liegt", wird das Element 3 angeschlossen.
Man beachte, daß durch diese Strategie die beiden Elemente 1 und 2
bereits starr miteinander verbunden sind (sie haben einen gemeinsamen
Knoten), während die Elemente 3 und 4 noch "in der Luft hängen.
Über das Menüangebot "Gleichheit von Knotenverformungen" wird
nun genau der Kontakt hergestellt, der an den Gelenkpunkten realisiert
sein muß. Hier werden an den Gelenkpunkten jeweils die beiden
Verschiebungskomponenten (nicht der Biegewinkel) gleichgesetzt, so
daß genau die Wirkung eines Gelenks simuliert wird (man beachte,
daß man mit dieser Strategie beinahe beliebige Verbindungselemente
simulieren kann).
Die "Gleichheit von Verschiebungskomponenten" (es dürfen
gegebenenfalls auch mehr als zwei sein) wird erreicht, indem
diese Komponenten in der nebenstehend zu sehenden Liste mit der gleichen
(von Null verschiedenen) ganzen Zahl belegt werden. Im nebenstehenden
Bildschirm-Schnappschuß sieht man, daß zum Beispiel die
beiden Horizontalverschiebungen der Knoten 2 und 3 (durch die
gemeinsame 1) und die Vertikalverschiebungen (durch die gemeinsame 2)
zu jeweils identischen Verschiebungen gamacht werden. Die Wahl
der dafür verwendeten Zahlen ist beliebig.
Der nachfolgende Bildschirm-Schnappschuß ist der Start-Bildschirm, den man sieht, wenn die Eingabe komplett ist und "Rechnung starten" gewählt wurde. Durch leichtes Versetzen eines Gelenks in der graphischen Darstellung wird verdeutlicht, daß ein Element nur "angelenkt" ist:
Auf die Darstellung der berechneten Verschiebungen wird verzichtet, weil
diese mit den Einheitswerten für die Steifigkeiten ohenehin nicht
interpretierbar sind. Der nachfolgend dargestellte Momentenverlauf
ist von der Aufgabenstellung nicht gefragt, seine Berechnung
ist aber im Programm nicht zu verhindern. Man findet aber viele Indizien,
die für die Richtigkeit der Berechnung sprechen, zum Beispiel sind
die beiden Stäbe momentenfrei, an den "klassischen Gelenken"
verschwindet das Biegemont, während es in den durchlaufenden
Trägern an den Anlenkpunkten einen "Knick" hat (Einleitung der
Stabkraft).
Aus den in der
Liste angegebenen Werte der Normal- und Querkräfte an den Knoten
werden die Lagerreaktionen entnommen. Sie müssen wegen der
Berechnung mit Einheitswerten noch mit q0a multipliziert
werden. Für den Knoten 1 (Lager A) entnimmt man zum Beispiel
die Horizontalkomponente FAH = 1,875 q0a
aus der Normalkraft und die Vertikalkomponente
FAV = 2,25 q0a aus der Querkraft:
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